Porträt 2:
Hans J. Eisel - November 2011
Norbert Sternmut: Eindrücke und Gedanken zu einem Dichter
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Porträts 3 und 4:
Interviews mit Michael Matzer:
Hier kann Lyrik in ihrer grundsätzlichsten Form entdeckt werden. Sprache entfaltet aus sich heraus eine Absicht, die, werden wir dies im weiteren noch betrachten, weit über die inhaltliche Möglichkeit hinausgeht.
Die Lyrik scheint ihm dabei ein ideales Schulungsfeld gewesen zu sein, die späteren Prosaarbeiten, der Kriminalroman, nach wie vor (siehe Volksfest 3) eines der besten Bücher in letzten Zeiträumen, profitieren davon. Exakte Formulierungen, einfache Sprache, die sich bei jeder nur denkbaren Möglichkeit poetisiert, ohne je der Gefahr romantischer Verspieltheit oder überfrachteter Bildhaftigkeit zu erliegen.
Nein, hier schreibt kein Schwärmer, keine literarische Eintagsfliege, hier schreibt ein Könner seines Faches, dem die Tradition seines Handwerks nicht fremd ist. Prosa und Lyrik sind in keinem seiner Bücher mit rascher Oberflächlichkeit zu konsumieren. Hier geht es - und dies in jeder seiner Arbeiten - um Grundsätzliches, nicht um gesellschaftliche Alltäglichkeiten, die nur Anlass des Schreibens sind. Die Absurdität alltäglicher Erscheinungen menschlichen Daseins werden skizziert und ständig der Frage zugeführt, ob sie noch in einen Sinn menschlichen Daseins integriert werden können. Die grundlegende humanistische Sinnkonstruktion bleibt dabei mehr ein Ahnen, ein fließender Prozess zwischen Streben nach humanem Idealzustand und Negation destruktiver Wirklichkeit. Gerade die ersten Lyrikarbeiten zeigen uns deutlich diesen Prozess der Suche, den Prozess auch einer Selbstfindung.
Nein, Sternmut findet keine gesellschaftlichen Antworten, würde auch niemals vorgeben, sie zu haben. Dichtung ist ein Prozess der Unterstützung der Suche nach Antworten durch den Leser. Deutlich sein Versuch des Kriminalromans, den Leser selbst aus seiner emotionalen Bindung an das Werk zu lösen, ihn als Produkt der schriftstellerischen Phantasie zu entlarven. Sternmut lässt sogar den Autor durch die Fiktion töten. Radikale und unbequeme Sichtweisen, die einen Autoren nicht beliebt machen in der Literaturkritik.
"Gut ist, was Einschaltquoten erreicht." Die Zeit der Ethik ist vorbei, der moralischen Philosophie. Dies geht weiter als die frühen Antworten einer literarischen Suche. Wenn die Suche nach Sinn nicht mehr individuelle menschliche Triebkraft ist, bleibt der Literatur nur, das individuell gesellschaftliche Scheitern auch in der Literatur aufzuzeigen. Fiktionale Desillusionierung als literarische Aufgabe? Der Verlust der Poesie?
Es wird spannend sein, in den nächsten Jahren die literarischen Antworten Sternmuts zu lesen.